Weiterbildung auf akademischem Niveau: JGU feiert 50 Jahre erfolgreiche wissenschaftliche Weiterbildung

Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft erfordern lebenslanges Lernen / ZWW schafft Zugang zu qualifizierter Weiterbildung

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) versteht wissenschaftliche Weiterbildung neben Forschung und Lehre als eine Kernaufgabe ihres bildungspolitischen Auftrags. Denn gerade die fortschreitende Digitalisierung und die aktuell in den Fokus geratene künstliche Intelligenz sorgen dafür, dass Aus- und Weiterbildung für unsere Wissenschaftsgesellschaft von höchster Bedeutung sind. Für lebenslange Bildungsangebote ist an der JGU das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung (ZWW) zuständig, das am Freitag, 15. September, sein 50-jähriges Jubiläum feiert.

Wissenschaftsminister Clemens Hoch gratuliert zum 50-jährigen Bestehen des ZWW: "Wir leben in einer schnelllebigen Welt, die durch Veränderung und Weiterentwicklung geprägt ist. Um sich den daraus resultierenden Herausforderungen zu stellen, ist das lebenslange Lernen unverzichtbar. Es braucht Bildungsangebote, die Menschen in jeder Lebensphase eine Möglichkeit zur Weiterbildung bieten. Es freut mich daher, dass das ZWW seit 50 Jahren diesem Beispiel folgt und Perspektiven schafft. Die JGU ist somit ein Ort, an dem zukunftsorientiertes und innovatives Lernen zum Standard gehören."

"Mit dem ZWW existiert nun seit einem halben Jahrhundert eine Einrichtung, die den bildungspolitischen Auftrag der Erwachsenenbildung auf herausragende Weise realisiert", erklärt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch. "Die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft erfordern immer mehr, dass wir uns alle zeitlebens weiterbilden, vernetzen und fördern. Die exzellenten Leistungen und wissensbereichernden Programme des ZWW gewinnen daher in wissenschaftlicher, künstlerischer und beruflicher Hinsicht weiterhin an Bedeutung."

Wissenstransfer von der Universität in die Berufspraxis

Die JGU sieht es als wichtige gesellschaftliche Aufgabe an, Zugang zu qualifizierter Weiterbildung zu schaffen und universitäre Bildung für alle Interessierten in unserer Gesellschaft bereitzustellen – nicht nur für Einzelpersonen, sondern auch für Organisationen und Firmen. Rund 5.500 Teilnahmen pro Jahr verzeichnet das ZWW bei rund 320 Veranstaltungen mit einem Gesamtumfang von etwa 6.300 Unterrichtsstunden. Ziel der wissenschaftlichen Weiterbildung ist es, aktuelle Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung so praxisorientiert zu vermitteln, sodass der Transfer in die berufliche Praxis gelingt. "Mit unseren Seminarangeboten auf dem Campus oder online reagieren wir auf die stetig steigende Notwendigkeit von lebenslangem Lernen", erklärt die Leiterin des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung, Dr. Beate Hörr. "Das ZWW leistet damit einen Beitrag zur Weiterqualifizierung, insbesondere von berufstätigen Akademikerinnen und Akademikern, aber auch für Interessierte ohne hochschulische Vorerfahrung." Um die Integration in den privaten und beruflichen Alltag zu ermöglichen, sind die Formate dabei vielfältig und reichen vom Einzelveranstaltungen über Zertifikatsstudien bis hin zu einem ganzen Studium.

Das ZWW unterstützt so die Fachbereiche, künstlerischen Hochschulen und Einrichtungen der JGU bei der Entwicklung und Durchführung von Angeboten der wissenschaftlichen Weiterbildung; es bietet auch eigene Weiterbildungsreihen in der Regel als "Certificate of Advanced Studies" (CAS) an. Die Teilnehmenden können hier einen qualifizierten Gesamtabschluss erwerben. Zu den Programmbereichen dieser Zertifikatstudien gehören beispielsweise "Organisationsentwicklung: Systemisch und agil", "Stark in Führung – Female Leadership" oder "Professionell Beraten. Erkundungsgänge für Hochschulberatende". 2022 startete der dritte Zyklus der Fachweiterbildung "Gesundheits- und (Kinder)Krankenpfleger*in für die Pflege in der Onkologie" mit einem modularisierten, kompetenzorientierten Curriculum und innovativen Lehr- und Lernformen. Mit 770 Stunden Theorie und mehr als 1.900 Praxisstunden ist diese Weiterbildung die umfangreichste, die im ZWW angeboten wird.

Lehrkräftebildung sichert Unterrichtsqualität auf hohem Niveau

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Konzeption und Durchführung von Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte. Hier kooperiert das ZWW als verlässlicher Partner in der dritten Phase der Lehrkräftebildung seit vielen Jahren mit dem Land Rheinland-Pfalz. Bei der Planung greift das ZWW auf Ergebnisse der Bildungswissenschaften zurück und orientiert sich an zukunftsorientierten Themen sowie konkreten aktuellen Bedarfen. Derzeit sind beispielsweise Themen wie Deutsch als Fremdsprache oder Deutsch als Zweitsprache sehr gefragt, da es angesichts der gestiegenen Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine an Sprachvermittlungskompetenz fehlt. Bisher wurden über 200 rheinland-pfälzische Lehrkräfte aus allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen weiterqualifiziert.

Von Beginn an eine Erfolgsstory ist das strukturierte Studienprogramm "Studieren 50 Plus". "Hier spüren wir den demografischen Wandel", erklärt Dr. Beate Hörr. "Die Menschen werden älter und widmen sich nach dem Berufsleben noch einmal einem neuen Feld. Sie möchten vielleicht in die Ägyptologie hineinschnuppern oder eine Sprache lernen. Für sie haben wir 'Studieren 50 Plus' geschaffen. Dort bieten wir Veranstaltungen auf akademischem Niveau, die für manche sogar den Übergang in ein reguläres Studium bahnen." 2001 startete das ZWW "Studieren 50 Plus" mit zehn Veranstaltungen und 120 Belegungen. Heute umfasst dieses Zertifikatsstudium rund 140 Angebote aus vielfältigen Interessensgebieten, die mittlerweile rund 2.500 Mal pro Jahr belegt werden.

Projekte auf EU-, Bundes- und Landesebene

Besondere Erfolge verzeichnet das ZWW in der Einwerbung von Drittmitteln. Dazu gehören neben Landes-, Bundes- und EU-Projekten – letztgenannte mit multinationalen Kooperationen – auch Aufträge. Im Rahmen von Projekten werden neue Themen identifiziert, die Marktsituation bzw. das Annahmeverhalten erprobt und, je nach Ergebnis, diese Angebote dann in das reguläre ZWW-Angebot dauerhaft überführt. Die Projekte, die spezifisch auf Zielgruppen zugeschnitten sind, reichen beispielsweise von Qualifizierungsangeboten für ehrenamtlich Engagierte im Bereich digitaler Bildung für Ältere oder für zugewanderte Akademikerinnen aus der Pädagogik, Beratung oder Psychologie über E-Learning in der Onkologie mit dem Mainzer Modell MeDigOn (M³) bis hin zum Förderprogramm "INQA-Coaching" für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen in der Arbeitswelt sowie des demografischen Wandels Unterstützung finden. Das Intergenerational Digital Service Learning (IDOL) ist ein von der JGU koordiniertes Projekt mit dem Ziel, einen innovativen Ansatz zur Implementierung der Tandem-Lehre im generationsübergreifenden digitalen Lernen durch Engagement (Service-Learning) zu entwickeln.

Perspektive: Weiterbildung braucht individuelle Beratung

In nächster Zukunft möchte die Leiterin des ZWW das Thema Beratung in den Fokus rücken: "Weiterbildung braucht individuelle Beratung, zugleich aber ist in Sachen Beratung noch einiges an Weiterbildung nötig", so Dr. Beate Hörr. "Denn für eine gute Beratung ist eine ernst zu nehmende, wissenschaftlich fundierte Qualifizierung notwendig. Sie funktioniert nicht nach dem Motto: 'Ich weiß, was gut für dich ist'. Sie bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Doch es ist noch ein langer Weg, bis dies Standard wird. Deswegen bauen wir den Bereich in den kommenden vier Jahren aus." Berufsbegleitende Zertifikatsstudiengänge wie "Personenbezogene Beratung professionalisieren" oder "Qualifizierung zum Coach/zur Coachin" stehen bereits auf dem ZWW-Programm. "2024 werden wir in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich 02: Sozialwissenschaften, Medien und Sport den Weiterbildungsstudiengang 'Coaching – Training – Beratung' auflegen."